Derzeit mehren sich Fälle von Festgeldbetrug, bei denen betrügerische Internetseiten unter Verwendung des Raisin-Logos auftreten. Betroffen sind vor allem die Domains raisin-festgeld.com und raisin-finance.eu. Diese Seiten geben sich als Partner oder Tochterunternehmen der bekannten Plattform Raisin (Weltsparen) aus, was jedoch nicht der Realität entspricht.
Die Täter nutzen dabei täuschend echt gestaltete Websites, Dokumente und E-Mails, um Vertrauen zu erwecken. Anleger werden aufgefordert, hohe Summen auf ausländische Konten zu überweisen, meist unter dem Vorwand attraktiver Zinssätze und Bonusaktionen.
Vorgehensweise der Betrüger
Die betrügerischen Anbieter imitieren das Design, den Schriftverkehr und die Abläufe seriöser Finanzportale. Häufig werden offizielle Antragsformulare verschickt, in denen um die Übersendung von Personalausweiskopien und Bankdaten gebeten wird. Nach der angeblichen „Kontoeröffnung“ folgt eine Aufforderung, den Anlagebetrag per Überweisung zu zahlen – oft auf ein Konto bei bekannten europäischen Banken wie Barclays, Revolut oder Santander.
In vielen Fällen existiert das Konto tatsächlich, gehört jedoch nicht zu Raisin oder einem mit Raisin verbundenen Institut. Nach der Überweisung verschwindet der Kontakt meist vollständig, und das angelegte Geld ist verloren. Es handelt sich um professionell organisierten Festgeldbetrug, der durch Identitätsdiebstahl und gefälschte Kommunikation verschleiert wird.
Schutz durch IBAN-Namensabgleich
Seit dem 9. Oktober 2025 sind alle Banken verpflichtet, vor einer Überweisung zu prüfen, ob der angegebene Empfängername mit dem zur IBAN hinterlegten Namen übereinstimmt. Dieser sogenannte IBAN-Namensabgleich soll verhindern, dass Gelder auf falsche Konten fließen. Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten nun vor der Freigabe einer Zahlung das Ergebnis dieser Prüfung und können selbst entscheiden, ob sie die Transaktion durchführen.
Diese Maßnahme erschwert den Betrug, ersetzt jedoch nicht die eigene Vorsicht. Nach wie vor gilt: Eine gründliche Prüfung des Anbieters ist der beste Schutz vor unseriösen Festgeld-Angeboten und betrügerischen Vermittlern. Wer sein Geld sicher anlegen möchte, sollte immer überprüfen, ob die beworbene Festgeld-Anlage tatsächlich über eine zugelassene Bank läuft.
Unzulässige Werbung und Identitätsdiebstahl
Auffällig ist, dass viele Geschädigte zunächst über soziale Netzwerke wie WhatsApp, Instagram oder über Online-Vergleichsportale auf die Fake-Angebote aufmerksam gemacht wurden. Eine solche gezielte Kundenansprache ist ohne Zulassung der Finanzaufsicht BaFin unzulässig. Zudem liegt ein klarer Fall von Identitätsdiebstahl vor, da Name, Logo und Anschrift einer bekannten Plattform missbraucht werden.
Handlungsempfehlungen für Betroffene
Wer Opfer eines solchen Anlagenbetrugs geworden ist, sollte sofort handeln. Je schneller reagiert wird, desto höher die Chance, Zahlungen zu stoppen oder rückgängig zu machen.
- Zahlung sofort stoppen
Wenn die Überweisung noch nicht endgültig ausgeführt wurde, sollte umgehend ein Überweisungsrückruf (Recall) bei der eigenen Bank veranlasst werden. - Beweise sichern
Alle E-Mails, Chatverläufe, Screenshots und Kontoauszüge sollten gesichert werden. Diese Dokumente sind entscheidend für mögliche Ermittlungen und Rückbuchungsversuche. - Banken informieren
Sowohl die Hausbank als auch die Empfängerbank (z. B. Barclays, Santander, Revolut) sollten schriftlich über den Betrugsverdacht informiert werden. - Strafanzeige erstatten
Eine Anzeige wegen Betrugs und Identitätsdiebstahls sollte bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstattet werden. Die Unterlagen können parallel an die BaFin und das Bundeskriminalamt übermittelt werden.
Bankenhaftung als mögliche Option
Auch wenn die Täter häufig aus dem Ausland agieren, kann unter bestimmten Umständen eine Bankenhaftung bestehen. Zahlungen auf verdächtige oder untypische Konten lösen nach dem Geldwäschegesetz (GwG) Prüfpflichten aus. Wird diesen Pflichten nicht ausreichend nachgekommen, können Banken oder Zahlungsdienstleister haftbar gemacht werden.
Rechtliche Ansprüche können sich insbesondere aus:
- § 675u BGB (nicht autorisierte Zahlungsvorgänge)
- § 812 BGB (ungerechtfertigte Bereicherung)
- § 43 GwG (Verdachtsmeldungen bei Geldwäsche)
ergeben. Betroffene sollten diese Möglichkeiten prüfen lassen, um eventuelle Rückflüsse oder Kulanzlösungen zu erreichen.
Rückholungen auch nach Wochen möglich
In dokumentierten Fällen gelang es bereits, überwiesene Gelder teilweise zurückzuerlangen – selbst mehrere Wochen nach der Zahlung. Voraussetzung war meist, dass Banken interne Prüfpflichten versäumt oder Warnhinweise unterlassen hatten.
Möglich sind Rückholungen über:
- SWIFT-Recalls
- Rückrufe nicht final ausgeführter SEPA-Zahlungen
- interne Geldwäsche-Prüfmechanismen
Je eher nach dem Betrug reagiert wird, desto größer sind die Chancen auf eine teilweise Wiederbeschaffung der Anlagebeträge.
Prävention: So erkennen Sie gefälschte Festgeldangebote
Um sich vor Anlagenbetrug zu schützen, sollten Anleger besonders aufmerksam sein. Schon kleine Hinweise können darauf hindeuten, dass es sich um ein unseriöses oder gefälschtes Angebot handelt.
Achten Sie stets auf die exakte Internetadresse (Domain). Bereits minimale Abweichungen – etwa bei Seiten wie raisin-festgeld.com – können ein Warnsignal sein. Öffnen Sie zudem keine Links aus E-Mails oder Chatnachrichten, sondern geben Sie die Webadresse immer selbst in die Browserzeile ein.
Besondere Vorsicht ist bei ungewöhnlich hohen Zinsen oder versprochenen Willkommensboni geboten. Solche Angebote dienen oft als Lockmittel, um Vertrauen zu schaffen. Prüfen Sie außerdem, ob der Anbieter tatsächlich auf der Website der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) registriert ist.
Verzichten Sie grundsätzlich auf eine Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegram. Seriöse Banken oder Finanzdienstleister nutzen diese Kanäle nicht für die Abwicklung von Geldanlagen.
Fazit
Der aktuelle Anlagenbetrug mit gefälschten Raisin-Webseiten zeigt, wie ausgefeilt moderne Betrugsmaschen geworden sind. Anleger sollten besonders wachsam sein, wenn ihnen online außergewöhnlich hohe Zinsen oder Bonuszahlungen versprochen werden.
Wer bereits Geld überwiesen hat, sollte umgehend handeln, Beweise sichern und die Banken kontaktieren. Auch wenn eine vollständige Rückholung oft schwierig ist, können schnelle Reaktionen und rechtliche Schritte den Schaden deutlich begrenzen.



